Der Finder des Erfinders

Kurzer Steckbrief

Name Jörg Jansen
Jahrgang 1964
Beruf Sachverständiger für KFZ seit 1988
Investiert 400 - 500 Stunden und 5.000 km

Jörg-Michael Jansen, Jahrgang 1964, ist geboren in Krefeld und aufgewachsen in Düsseldorf. Nach dem Realschulabschluss beginnt er eine Lehre beim Autohaus Moll in der Porsche-Abteilung. Nach der vorzeitigen Gesellenprüfung im Januar 1983 bleibt er bei Moll und arbeitet dort.

Noch während er 1984 bei der Bundeswehr in Düsseldorf-Hubbelrath LKWs instandsetzt, beginnt er bei La maison des amis mit der Restauration von Porsche 356 Fahrzeugen in Neuss. 1986 und 87 arbeitet er bei Mercedes-Benz Fuchs & Wadenpohl in Düsseldorf sowie bei Mitsubishi + Simca-Chrysler Noelle, ebenfalls in Düsseldorf.

Im Oktober 1987 beginnt für Jansen die Meisterschule, die er im Juli 1988 erfolgreich abschließt. Ein Monat später beginnt er mit der Sachverständigen-Tätigkeit in Mönchengladbach. Im April 1993 wird die bis heute bestehende Sachverständigengesellschaft Jansen und Partner mbH durch ihn gegründet.

Seine Hobbies sind seit dem 15. Lebensjahr das Moto-Cross-Fahren, fährt Veteranen-Moto-Cross, liebt Old- und Youngtimer und seinen Beruf. Seit 2008 heißt sein größtes Hobby "Die Spurensuche des Leichtbau Maiers".

Zeitstrahl der Spurensuche

  • 2008 Jörg Jansen erhält das Angebot den Prototyp zu kaufen | Standort: Lackierbetrieb Krefeld
  • 2008 - 2012 Gespräch mit Sven Bratke vom Prototypen Museum; Kontakt zum Schweizer Historiker Hans-Peter Bröhl; dadurch Kontakt zu Herrn Vogel von Guthand. Der Standort des Fahrzeuges seit Besitz der Filmrequisitenfirma bis heute kann lückenlos nachvollzogen werden.
  • 05.07.13 Präsentation des Prototypen auf Schloss Dyck Classic Days, Kontakt zu Markus Herford; es wird beschlossen, das Fahrzeug das erste Mal der Öffentlichkeit zu zeigen; der Holländer Herman van Oldeneel findet den vollständigen Namen des Konstrukteurs heraus: Dipl. Ing. Friedrich Eugen Maier; Anruf beim Patentamt in Berlin: Weitere 30 Patente tauchen auf, nachgewiesen wurden Veröffentlichungen in Deutschland, Großbritannien und Amerika; Die Adresse Sömmeringstraße 30 in Berlin-Charlottenburg wird bekannt
  • 01.08.13 Recherche von Jörg Jansen in Berlin in der Sömmeringstraße in Berlin existiert nichts mehr aus der Zeit des Herrn Maier; Besuch des Technischen Museums: Über den Konstrukteur Maier und seiner Firma ist nichts bekannt; Berliner Zeitung verspricht einen Artikel über Herrn Maier zu veröffentlichen
  • 2014 Erste Berichterstattung in der Berliner Zeitung von Christine Dankbar 'Spurensuche nach Friedrich Eugen Maier' am 2. Januar 2014; 'Wer kennt Friedrich Eugen Maier', Ausgabe 03. Januar 2014; Eintragung bei Wikipedia 'Leichtbau Maier'; Berichterstattung Radio-Interview RBB, die Sonntagsfahrer; Kontakt zu Bundes- und Landesarchiven; Kontakt zur Ahnen- und Hinterbliebenen-Forscherin Jacqueline Tschorr von Hereditas: Weitere Informationen zum Namen, Geburtsdatum und Wohnort; Frau Nass vom Bestattungsinstitut liefert Informationen zum Tod des Herrn Maier: Er wäre vereinsamt und verarmt gestorben. Hätte wochenlang tot in seiner Wohnung gelegen. Das Sozialamt hat die Beerdigung bezahlt. Der Wohnort der Tochter konnte ermittelt werden.
  • 02.04.14 Erstes Treffen mit der Tochter
  • 10.04.14 Maiers Tochter erinnert sich weiterer Details und sendet das Diplom an Jörg Jansen
  • 04.09.14 Ein weiter großartiger Zeitungsbericht der Berliner Zeitung erscheint.
  • 03.10.14 Der Leichtbau Maier befindet sich nach fast 80 Jahren wieder auf der Autobahn A9 bei der Rekordwoche in Dessau. Sein jetziger Standort ist das Hugo Junkers Museum in Dessau, im Schutze und unter der Tragfläche der Tante JU 52.

Die Geschichte der Spurensuche

Jörg Jansen erzählt von seiner Spurensuche

Anfang 2008 bekam ich einen Anruf eines guten Freundes. Aus finanziellen Schwierigkeiten musste ein Lackierer in Krefeld einige Fahrzeuge verkaufen. Bis auf ein Auto nichts besonderes, aber dieses eine Auto hatte etwas ganz Skurriles.

Irgendein Prototyp aus den 30er Jahren und da ich doch so ein Auto-Verrückter wäre sollte ich mir das Auto unbedingt anschauen. Klar, dass ich das machen würde! Meine Augen kamen aus dem Staunen nicht mehr raus, als ich das Auto das erste Mal sah. Ich war fasziniert, überwältigt, begeistert. Als ich dann das Auto das erste Mal berührte, bekam ich Gänsehaut. Kein Unsinn!

Es stand noch recht unvollständig und zerlegt da, aber das Auto hatte mich gefunden und in seinen Bann gezogen. Gut, einen Cours d'elegance würden man damit nicht gewinnen, aber er war einzigartig und das Baujahr 1935 berücksichtigend wie von einer anderen Welt und seiner Zeit Lichtjahre voraus.

Außer einem Messing-Typenschild mit der Wagennummer LM0501/35 und diverser technischer Daten gab es nichts. Es gab zwar eine Menge Spekulationen, aber kein einziger Hinweis oder ähnliches, das mit der Geschichte des Autos zu tun haben könnte. Aber das fand ich erst heraus, nachdem die Spekulationen "abgearbeitet" waren. Für mich war wichtig, dass ich ein kostbares Einzelstück Mobilgeschichte erworben hatte, ein Original und das Zeugnis des Wirkens eines genialen Konstrukteurs.

Ich fragte den Lackierer warum das Fahrzeug in rot lackiert war. Er hatte sich die Farbe der drei Prototypen des VW-Käfers als Vorbild genommen. Die Autos sahen sich auffallend ähnlich und da lag es nahe, den Leichtbau Maier auch in rot zu lackieren. Allerdings wurde der Leichtbau Maier ein Jahr vor dem VW-Käfer entwickelt!

Als ich mich mit der Karosserie auseinandersetzte, vielen mir interessante Details auf. Nimmt man zum Beispiel im Fahrzeug platz, hat man nach vorne ein enormes Raumgefühl, so wie wir es heute von unseren Autos kennen. Damals, Anfang der 30er Jahre, saßen die Menschen sehr aufrecht vor geraden Scheiben. Der Leichtbau Maier hat hingegen eine herrliche Rundumsicht. Die Frontscheibe besteht im Prinzip aus vier Einzelscheiben. Eine Panoramascheibe gab es damals noch nicht und gewölbtes Glas war unbezahlbar. Die Karosserie ist vorwiegend mit Aluminiumblechen vernietet, obwohl damals vor dem Krieg üblicherweise Stahlbleche auf ein Holzgerüst genagelt und der Aufbau auf einen Leiterrahmen gesetzt wurde. Durch das vernieten konnten nun auch verschiedene Materialien zusammengefügt werden, die sich nicht zusammenschweißen ließen.

Das äußere Erscheinungsbild der Karosserie ist seit dem Bau nie groß verändert worden, aber viele Patente wurden in und an dem Fahrzeug ausprobiert. Mehrfach wurden Öffnungen erschaffen, andere geschlossen oder verstärkt. Anhand des Typenschildes wurde das Auto ursprünglich mit 20 PS und 692 ccm Hubraum angetrieben. Als ich das Hub- und Bohrungverhältnis 76/76 eingab, spuckte das Internet einen DKW F4 Motor aus, der unter anderem in der DKW-Meisterklasse F7/F8 von 1935-1940 verbaut wurde. Da diese Motorisierung erst ab 1934 angeboten wurde, muss der Konstrukteur schon sehr gute Beziehungen zu DKW gehabt haben. Eine Neuentwicklung von DKW zu bekommen um den Prototypen fertigzustellen musste schon einem Projekt zollen, was für DKW ein riesiges Potential in Aussicht stellte.

Bemerkenswert ist, dass der Konstrukteur das wassergekühlte Fronttriebsaggregat in das Heck platzierte. Die Lamellen-Öffnungen hinten brachte nicht nur zusätzlich eine gute Kühlung zu dem vorne platzierten Wasserkühler, sondern bot auch eine gute Sicht aus dem Heck. Leider wurde etwa Ende der 70er Jahre nach den Dreharbeiten zu dem Film Tadellöser und Wolff die halbe Bodengruppe hinten aufgeschnitten und die DKW-Technik gegen VK Käfer-Technik gewechselt um das Fahrzeug fahrbar zu machen. Auf den vergilbten Fotos bei der Filmrequisitenfirma ist noch die DKW-Technik verbaut und man sieht ein riesiges Federbein mit Einzelradaufhängung (siehe Patent "Wheel Suspension") im Heck.

Für mich stand somit fest, das Fahrzeug zu komplettieren und zum Laufen zu bekommen. Parallel zu den Recherchen und Suchen im Internet komplettierte ich das Fahrzeug soweit, dass es aus eigener Kraft und Willen wieder fahren konnte. Es entstanden in der Folge einige Kontakte: Zuerst zum Museum PROTOTYPEN in Hamburg, mit der Info zu einem Prototypenhistoriker in der Schweiz, Hanspeter Bröhl. Er hatte ein paar Fotos von dem Filmausschnitt und der Filmrequisitenfirma sowie eine Adresse eines Besitzers des Fahrzeugs. Herr Heinz Vogel von Guthand in Aachen. Dieser konnte mir sagen, woher er das Auto bekam und wohin er ihn verkaufte. Herr Vogel hatte sogar noch Fotos von den Verkaufsanzeigen und vom dem Auto selbst auf Guthand.

Bis 2013 kam ich nicht wirklich mit der Geschichte von Herrn Maier weiter. Dann kam Schloß Dyck und damit Herr Herman van Oldeneel ins Spiel. Er fand den vollständigen Namen des Erfinders und somit konnten wir etwas Licht in diese einzigartige Entstehung des Autos bringen. Die Lebensgeschichte des Herrn Dipl.-Ing. F. E. Maier ist eine weitere spannende Geschichte ...